Krispenz Ann, Dickhäuser Oliver, «Das stresst! - Ist das wahr?» - Dauerhafte Reduktion von chronischem Stress und Trait-Angst durch das Hinterfragen stressvoller Kognitionen, 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, 18. bis 22. September 2016, Pabst Science Publishers, Abstract 770, S.705 (ISBN 978-3-95853-227-4).

Zusammenfassung

Dauerhafter Stress und Angst können die Gesundheit beeinträchtigen. Dabei hängen Stress und Angsterleben einer Person vor allem von der subjektiven Bewertung der auslösenden Situation ab. Die vorliegende Studie untersuchte, ob mit Inquiry-Based Stress Reduction (IBSR) chronischer Stress und Trait-Angst längerfristig reduziert werden können.

Als Stichprobe dienten 54 TeilnehmerInnen eines 9-tägigen IBSR-Seminars.
Als Kontrolle diente eine Gruppe von 146 Personen ohne Behandlung.

Die Trait-Angst wurde vor dem Seminar, unmittelbar nach dem Seminar und 3 Monate nach dem Seminar erhoben.
Das chronische Stressempfinden wurde vor dem Seminar und 3 Monate nach dem Seminar erhoben.

Da keine Randomisierung durchgeführt worden war, d. h. die TeilnehmerInnen waren nicht zufällig der Seminargruppe, resp. der Kontrollgruppe zugewiesen worden, wurde ein Propensity Score-Matching durchgeführt [1].

Resultate:
Die Daten zeigten, dass sich das selbstberichtete chronische Stressempfinden und die Trait-Angst in der Gruppe der Seminar-TeilnehmerInnen im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant reduzierten. Der Effekt war bis 3 Monate nach dem Seminar stabil.

[1] Nur die Randomisierung garantiert in Therapiestudien eine gleichmässige Verteilung aller bekannten und unbekannten Personenmerkmale auf eine Interventions- und eine Kontrollgruppe und erlaubt dadurch kausale Aussagen über Therapieeffekte. So besteht bei nichtrandomisierten Studien die Gefahr, dass sich die Interventions- und die Kontrollgruppe bezüglich bekannter und unbekannter Personenmerkmale unterscheiden. Zur Analyse von nichtrandomisierten Studien wird deshalb immer häufiger auf die sogenannte Propensity-Score-Methode zurückgegriffen. Der Propensity Score ist ein Mass für die Teilnahmewahrscheinlichkeit am Behandlungs-Programm. Die Teilnahmewahrscheinlichkeit jeder Einzelperson wird individuell basierend auf statistischen Merkmalen der Einzelpersonen (z. B. Alter, Geschlecht, sozioökonomische Parameter) geschätzt. Anschliesend werden Teilnehmer/Nichtteilnehmer-Paare mit (annähernd) gleicher Teilnahmewahrscheinlichkeit gebildet. Die so ermittelte Kontrollgruppe von Nichtteilnehmern kann nun für die Analysen zum Vergleich mit der Teilnehmergruppe herangezogen werden.
Quellen: Analyse von Therapieeffekten und Propensity Score: Ein Big-Data-Verfahren in der Versicherungspraxis