Ann Krispenz, Oliver Dickhäuser, Effects of an Inquiry-Based Short Intervention on State Test Anxiety in Comparison to Alternate Coping Strategies, Frontiers in Psychology | Educational Psychology 2018, 9, 201.
Zusammenfassung
In dieser randomisierten kontrollierten Studie wurde untersucht, welchen Effekt eine 20-minütige Kurzintervention mit IBSR auf die Prüfungsangst von UniversitätsstudentInnen hatte. Insgesamt nahmen 162 Studenten und Studentinnen der Universität Mannheim an der Studie teil. Alle gaben an, am Ende des Semesters mindestens zwei studiumsrelevante Prüfungen zu haben. Die Studierenden wurden zufällig der Interventionsgruppe oder einer von zwei Kontrollgruppen zugewiesen. Die TeilnehmerInnen der Interventionsgruppe erhielten an einem Laptop eine 20-minütige IBSR-Sitzung, in der ein persönlicher, stresserzeugender Gedanke in Bezug auf die belastendere der bevorstehenden Prüfungen mit «The Work» untersucht wurde. Die TeilnehmerInnen der ersten Kontrollgruppe erhielten eine Aufgabe, die sie von der Prüfung ablenkte («Ablenkungs-Kontrollgruppe») und die Teilnehmerinnen der zweiten Kontrollgruppe wurden gebeten, über ihren stresserzeugenden Gedanken nachzudenken und die aufsteigende Prüfungsangst auszudrücken («Reflexions-Kontrollgruppe»). Die folgenden Fragebogen wurden benutzt:Vorgehen Teil 1: Nach der Instruktion der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer wurde die Kontrollvariable «Trait Prüfungsängstlichkeit» mittels des Fragebogens TAI-G erfasst. Anschliessend wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gebeten, an die kommenden studiumsrelevanten Prüfungen zu denken und zu entscheiden, vor welcher sie sich am meisten fürchteten. Sie sollten dann diese Prüfungssituation detailliert beschreiben und die persönliche Wichtigkeit und die Prüfungsangst bezüglich dieser Prüfung einstufen. Dann wurden sie gebeten, das, was sie am meisten beunruhigte, in einem Satz zu formulieren (→ persönlicher stresserzeugender Gedanke). Danach wurde die Prüfungsangst, die in Verbindung mit dem persönlichen stresserzeugenden Gedanken auftrat, mit dem STAI-SKD-Fragebogen ermittelt. Im nächsten Schritt wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zufällig den drei Studien-Gruppen zugeteilt:
Teil 2: Ungefähr zwei Tage nach dem experimentellen Teil 1 wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gebeten, sich die Situation der Prüfung, die sie am meisten fürchteten, und den dazugehörigen stresserzeugenden Gedanken nochmals vorzustellen. Anschliessend sollten sie wieder den Prüfungsangst-Fragebogen (STAI-SKD) ausfüllen.
Statistische Auswertung:
162 Personen nahmen an der ersten Untersuchung vor der Intervention teil. 55 wurden der IBSR-Gruppe zugeteilt,
52 der Ablenkungs-Kontrollgruppe und 55 der Reflexions-Kontrollgruppe.
134 Personen beantworteten die Folgefragebogen: 46 aus der IBSR-Gruppe,
42 aus der Ablenkungs-Kontrollgruppe und 46 aus der Reflexions-Kontrollgruppe.
Mit statistischen Methoden wurde diese Abnahme der Anzahl teilnehmender Personen überprüft.
Es wurde festgestellt, dass die Abnahme zufällig erfolgte und somit das Resultat der Auswertung nicht in eine bestimmte Richtung beeinflusste.
Ein weiterer statistischer Test bestätigte, dass sich die Testpersonen in den Untersuchungsgruppen tatsächlich
anfänglich nicht auf den relevanten Variablen unterschieden, die Randomisierung also erfolgreich war.
Die statistische Auswertung erfolgte mit zwei Modellen:
Im kombinierten Modell 1 wurde untersucht, ob die IBSR-Intervention die durch den stresserzeugenden Gedanken
ausgelöste Prüfungsangst effektiver reduzierte als beide alternativen Strategien (Ablenkungs- oder Reflexions-Strategie)
gemeinsam.
Im unterscheidenen Modell 2 wurde der Effekt der IBSR-Intervention auf die durch den stresserzeugenden Gedanken ausgelöste Prüfungsangst
mit dem jeweiligen Effekt der Ablenkungs-Strategie einerseits und mit der Reflexions-Strategie andererseits verglichen.
Resultate:
Die Resultate aus dem Modell 1 bestätigten die Hypothese, dass die IBSR-Methode die durch den stresserzeugenden
Gedanken ausgelöste Prüfungsangst signifikant stärker reduziert als die beiden anderen Strategien
(Ablenkung und Reflexion) gemeinsam. Dieser Effekt wurde unmittelbar nach dem Experiment gefunden und dauerte
mindestens zwei Tage nach der Untersuchung noch an.
Die Auswertung nach dem Modell 2 zeigte, dass die IBSR-Methode einen leicht stärkeren Effekt zeigte, die durch den stresserzeugenden Gedanken
ausgelöste Prüfungsangst zu reduzieren, als die Ablenkungs-Strategie. Dieser Effekt war klein und nicht statistisch signifikant.
Weiter zeigte sich, dass die IBSR-Methode die durch den stresserzeugenden Gedanken ausgelöste Prüfungsangst statistisch signifikant stärker reduzierte als die Reflexionsmethode.
Die Resultate zeigten auch, dass die durch den stresserzeugenden Gedanken ausgelöste Prüfungsangst zwei Tage nach dem Experiment bei allen drei Methoden abgenommen hatte.
Dies deutet auf einen systemischen zeitlichen Effekt hin, der unabhängig von den experimentellen Bedingungen auftrat.
Ich danke Ann Krispenz für die Durchsicht und Korrektur dieser Zusammenfassung.